Frage:
Wir sind unzufrieden mit dem Umgang unseres Kindes mit den leiblichen Eltern. Der findet alle zwei Wochen über fünf Stunden statt. Ohne uns. Das geht gar nicht. Unser Kind ist danach immer mindestens drei Tage lang völlig aus der Spur. Wir wollen jetzt einen Antrag auf Abänderung der Umgangsregelung beim Familiengericht stellen. Jetzt sagt unser Jugendamt, das dürfen Pflegeeltern gar nicht. Umgangsanträge dürfen nur leibliche Eltern und das Jugendamt stellen. Stimmt das?
Antwort:
Nein. Es gibt im Gesetz aufgezählte Personen, die ein ausdrückliches Antragsrecht für den eigenen Umgang haben. Das sind leibliche Eltern, Großeltern, Geschwister und Pflegeeltern. Daneben gibt es aber immer die Möglichkeit, das Gericht anzurufen und auf eine kindeswohlschädliche Umgangsregelung hinzuweisen. Das Gericht ermittelt dann, wenn der Hinweis schlüssig und nachvollziehbar ist, von Amts wegen. Umgangsfragen kann das Familiengericht immer völlig unabhängig von irgendwelchen Anträgen im Sinne des Kindeswohls klären. Ist an der Anzeige oder dem Hinweis was dran, wird das volle Umgangsverfahren durchgeführt: Anhörung aller Beteiligten, Bestellung Verfahrensbeistand, Sachverständigengutachten. Sind Pflegeeltern mit Art und Umgang des Kindes mit den leiblichen Eltern nicht einverstanden, was recht häufig vorkommt, kann also immer ein Änderungsantrag beim Familiengericht gestellt werden. Aufgrund dieser Anzeige ermittelt das Gericht dann den für das Kindeswohl richtigen Umgang. Die Aussage des Jugendamtes, Pflegeeltern dürfen keinen Umgangsantrag stellen, ist deshalb (bewusst) falsch. Dadurch werden Pflegeeltern genötigt, sich den Umgangsregelungen des Jugendamtes zu unterwerfen. Und die sind nicht immer vom Kindeswohl, sondern viel zu oft von Bequemlichkeit und dem (leiblichen) Elternwohl geleitet und geprägt. Pflegeeltern müssen in einem solchen Fall nur ihren eigenen Anwalt bezahlen, von allen Gerichts- und Gutachtenkosten sind sie befreit.
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