Der Pflegekinderdienst wollte das vierjährige Kind aus der Pflegefamilie herausnehmen. Es lebe dort zwar schon seit zwei Jahren und habe eine sichere Bindung aufgebaut. Es sei jedoch verhaltensauffällig, habe wahrscheinlich ein FAS Syndrom und sei kognitiv eingeschränkt. Man müsse daher eine Pflegefamilie finden, die professionell arbeiten und das Kind richtig versorgen können.
Alle waren entsetzt. Sogar der eigene ASD schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Das geht gar nicht, das Kind muss dort bleiben. Das sah auch das Gericht so. Es ordnete den Verbleib im Eilverfahren an und gab ein Sachverständigengutachten in Auftrag.
Ein Jahr später traf man sich wieder. Die Sachverständige war ganz klar: Das Kind muss zwingend dort bleiben.
Eine Herausnahme, ja jede weitere Verunsicherung würden das Kind nachhaltig und dauerhaft schädigen.
Gericht, ASD und Verfahrensbeiständin sahen das genauso. Das Kind muss bleiben. Keine weitere Unsicherheit. Sonst besteht eine Kindeswohlgefährdung. Der Pflegekinderdienst knickt schließlich ein. „Na gut. Das Kind bleibt“. Da meldeten sich die Pflegeeltern zu Wort. Um jede Irritation und Verunsicherung des Kindes zu vermeiden, könne man doch die Vormundschaft auf sie, die Pflegeeltern übertragen. Das Kind sei eh schon verunsichert. Durch Umgänge, den fremden Nachnamen und die Aufregung in der Familie durch das Gerichtsverfahren. Durch die Besuche des Vormunds, dessen Befragungen und die Tatsache, dass sie, die Pflegeeltern in bestimmten Entscheidungen um Erlaubnis bitten müssen, würde es noch mehr verunsichert. Und das sei ja eine Kindeswohlgefährdung. Alle schauten ungläubig. Nein. So sei das ja auch nicht. Der Vormund komme ja nur ab und zu.
In Alltagsdingen könnten ja sowieso die Pflegeeltern selbst entscheiden. Außerdem sei so ein Vormund als neutrale Person, an die das Kind sich in Krisen wenden könne, ja ganz gut. Außerdem würde er die Pflegeeltern vor den nervigen leiblichen Eltern schützen. Der ASD wandte ein, dass es grundsätzlich besser sei, wenn noch eine neutrale Person zuständig sei. Das sei auch besser für die Pflegeeltern. Der PKD war grundsätzlich dagegen. Das Gericht verstand die Anfrage gar nicht, so ein Vormund sei doch immer viel besser, dann müsse man sich nicht selbst um die rechtlichen Dinge kümmern. Die Verfahrensbeiständin sagte, der aktuelle Vormund sei sehr nett und sehr kompetent. Die erwachsenen und mündigen Pflegeeltern gaben schließlich auf.
„Nächstes Jahr stellen wir einen Antrag auch Vormundschaftswechsel. Da ist das Kind 6 Jahre alt und hat seine eigene Meinung“.
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Na, wenn das so toll ist, dann wäre das doch bei Scheidungen auch eine gerechte Lösung, oder? (Ironie aus)
Viele Grüße
Das Kind ist mit 4 Jahren verhaltensauffällig, eben weil es die ersten zwei prägenden Lebensjahre in einer nicht intakten (Ursprungs)-Familie verbracht hat. Dann kommt es in eine Pflegfamilie und eben dort – erholt es sich endlich – und… weiß doch jeder, der sich halbwegs eingelesen hat – eben genau dort, wo das Kind das erste mal Sicherheit spürt – genau da beginnt die ganze Innere Aufarbeitung der chaotischen Vergangenheit. Das ist ein Zeichen von Bindungsbezug. Und das dauert einfach, bis eigene Stabilität im Kind entsteht! Das kann man als Pflegefamilie nur mit ganz viel Normalität und positiven rituellen Abläufen begleiten.
Und genau dieser Prozess (!) wird durch Besuche von Vormündern, Ursprungseltern (oder wer sonst noch gerne von Amts wegen bei Pflegeeltern Kaffee trinkt) etc .. empfindlich gestört.
Wenn ich das lese… PKD meint… Kind muss wieder raus… (ach herrjeh… bei wie vielen Leuten, die da arbeiten, denkt man sich manchmal, sie hätten besser bei der Berufswahl einen Beruf im Einzelhandel angestrebt… da kann man Dinge schließlich zurechtrücken, wie man mag.. (Klamotten, Vasen, Schukartons…).
Mein Pflegekind hatte auch einen Vormund, die bei Besuchen alle vier Wochen mit ihren Absatzschuhen ins Haus marschiert ist, um dann ihre Handtasche auf den gedeckten Essenstisch zu stellen. Irgendwann sagte ich direkt beim Tür öffnen: “Schuhe aus. Handtasche da aufhängen. “
Heute bin ich Vormund. Funktioniert super. (Nicht wegen der Schuhe, nicht wegen der Handtasche… es kam noch dicker…)
Aber hätte mir einer vor 12 Jahren gesagt, du wirst dich während deiner Jahre als Pflegemutter von einer feingeistigen Intelektuellen (heute weiß ich noch nicht mal mehr, wie das Wort geschrieben wird ), zu einer Art Sylvia Wollny entwickeln müssen, um die Interessen deines Pflegekindes überall so vertreten zu können (vor eben diesen Netzwerken), dann hätte ich das nicht glauben wollen.
Man muss, um sich Gehör zu verschaffen, oft so auftreten, damit die Botschaft auch ankommt. / Dann hat man Frieden und alles läuft, dann entwickeln sich die Pflegekinder auch bestens – denn IHR innerer Friede ist dadurch gesichert. Das ist auch ein Dienst von Pflegeeltern: Sich zu positionieren im Namen ihres Kindes. Nur Mut!
Hallo Andrea,
Kann man dich persönlich erreichen?
Genau, dieses Problem haben wir jetzt, vielleicht hast du ein paar Tips für mich.
Liebe Grüße
klar, wenn man die Vormundschaft nicht hat muss man sich nicht um das rechtliche kümmern, sondern “nur” darum sich ewig mit dem Vormund auszutauschen anstatt einfach selber etwas zu entscheiden. Natürlich ist das einfacher. Sollte man für alle Kinder einführen. Dann müssen die Eltern nicht mehr so schwierige Dinge tun wie eine Einverständnis beim Artzt zu unterschreiben oder sich die Schule für das Kind auszusuchen.